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Stadtarchiv

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Lernmöglichkeiten im Gedächtnis der Stadt: Referendar*innen erhalten Anregungen zur Archivpädagogik 

Im Rahmen der diesjährigen Modultage konnte die Fachschaft Geschichte den Referendar*innen zum wiederholten Mal exklusive Einblicke in die Räumlichkeiten und Arbeitsweisen des Heilbronner Stadtarchivs anbieten. Unter der sachkundigen Führung von Stadthistorikerin Ute Kümmel erhielten die Lehramtsanwärter*innen vielfältige Anregungen zur archivpädagogischen Arbeit im außerunterrichtlichen Bereich.

Die Veranstaltung begann mit einer persönlichen Vorstellung im Foyer des Hauses der Stadtgeschichte. Danach stellte Frau Kümmel einige herausragende Exponate der ständigen Ausstellung im Otto-Rettenmaier-Haus vor, die das unmittelbare Interesse von kleinen und großen Besuchern wecken. Dazu gehören zweifellos das eindrucksvolle dreidimensionale Modell der Stadt Heilbronn um 1800, das interaktiv erkundet werden kann, das filigrane Modell eines Kettenschleppers von der Neckarschifffahrt im 19. Jahrhundert sowie ein original erhaltener und begehbarer Luftschutz-Kleinbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Anschluss an die Vorstellung dieser didaktischen Selbstläufer warf Herr Wypior die Frage auf, wie weniger spektakuläre Exponate wie die großflächigen Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus zum Sprechen gebracht werden können. In kurzer Zeit gelang es den Referendar*innen, dazu eine Vielzahl an handlungsorientierten Zugängen zusammenzutragen.  

Im weiteren Verlauf erhielten die Referendar*innen die Gelegenheit, diejenigen Räumlichkeiten zu besichtigen, die dem täglichen Publikumsverkehr gewöhnlich verborgen bleiben. Im Magazin erhielten sie einen exklusiven Einblick in die Organisation und Aufbewahrung der Archivalien sowie in die umfangreiche Sammlung historischer Dokumente. Herr Brenneis wies darauf hin, dass in diesem Zusammenhang mit den Schüler*innen die Kriterien für die Aufnahme von Überresten und Dokumenten in das Gedächtnis der Stadt diskutiert werden könnte. Dass sich an dieser Diskussion auch die Heilbronner Bürgerschaft eifrig beteiligt, zeigte Frau Kümmel am Beispiel frisch erworbener Prachtbände zur Naturkunde auf, die zur Zeit noch im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der umfangreichen Bibliothek des Stadtarchivs aufbewahrt werden.

Fortgesetzt wurde die Veranstaltung wieder im öffentlichen Bereich des Archivs: dem Lesesaal. An diesem einladenden Ort wies Frau Kümmel auf das besondere didaktische Potential der Zeitgeschichtlichen Sammlung hin, die in dieser Form als ein Alleinstellungsmerkmal des Heilbronner Stadtarchivs gelten kann. In Ergänzung zum städtischen Archivgut bietet diese einmalige Sammlung Presseberichte und Zeitungsausschnitte über Persönlichkeiten, Firmen, Organisationen, Verbände und Vereine aus der Stadt Heilbronn und allen Stadtteilen. Sie enthält darüber hinaus gedruckte Materialien wie Festschriften, Werkszeitungen, Mitteilungsblätter, Geschäfts- und Verwaltungsberichte, Ordnungen und Satzungen, Handzettel, Aufrufe und Rundschreiben. Die Inhalte, die zum Teil zeitlich weit zurückreichen, sind mit ihren über 17.000 Einheiten komplett durch die Datenbank des Stadtarchivs (HEUSS) erschlossen. Damit bieten sie eine ideale Recherchemöglichkeiten für alle Schüler*innen der Sekundarstufen I und II.

Im Anschluss daran stellte Frau Kümmel weitere (durchweg kostenlose!) archivpädagogische Angebote des Stadtarchivs vor. Sie hob dabei hervor, dass für verschiedene Lerngruppen nach vorheriger Absprache mit der Lehrkraft maßgeschneiderte Unterrichtspakete geschnürt werden können. Entscheidend ist dabei eine möglichst konkrete Benennung von Thematik und Leitfragen. Als besonders ertragreiches Beispiel mit großem Aktualitätsbezug wurden in diesem Zusammenhang Forschungen zur Migrationsgeschichte der Stadt genannt. Dabei kann das Archiv den Schüler*innen Quellen auf ganz unterschiedlichen Niveaustufen anbieten, sodass ein hohes Maß an Differenzierung möglich ist. Des Weiteren hob Frau Kümmel die Möglichkeit hervor, Schüler*innen gezielt bei der Teilnahme an Geschichtswettbewerben zu unterstützen. Sie wies außerdem darauf hin, dass das Stadtarchiv in naher Zukunft über diese individuellen Angebote hinaus archivpädagogische Gesamtpakete anbieten wird. Die Referendar*innen begrüßten diese Aussicht als eine erfolgversprechende Maßnahme, um bei Lehrkräften die Hemmschwelle zum Archivbesuch herabzusetzen.

Am Ende des Moduls berichteten Frau Kümmel, Herr Wypior und Herr Brenneis über die Genese und Struktur des Projekts „Stolpersteine Heilbronn“, das seit 2009 kontinuierlich von Schüler*innen der Heilbronner Schulen mitgestaltet wird. Unter fachkundiger Begleitung des Archivs schulen sie bei diesem einzigartigen Künstlerprojekt von Gunter Demnig nicht nur basale historische Methodenkompetenzen wie den kritischen Umgang mit Quellen, sondern trainieren auch ihre Urteilsbildung, wenn es zum Beispiel beim Runden Tisch der Heilbronner Bürgerinitiative „Stolpersteine“ um die kontroverse Frage geht, ob frühe Mitglieder der NSDAP dennoch einen Stolperstein erhalten sollen, weil sie gegen Ende des Kriegs als „Wehrkraftzersetzer“ vom NS-Unrechtsstaat beschuldigt und hingerichtet wurden. Aber auch der persönliche Kontakt mit Angehörigen von Verfolgten des NS-Regimes (oder wie in diesem Jahr sogar mit noch direkt davon Betroffenen) stellt eine einmalige Chance zur Förderung des Geschichtsbewusstseins junger Menschen dar. Darüber hinaus können die Schüler*innen durch ihre aktive Unterstützung des „größten dezentralen Holocaust-Mahnmals der Welt“ (Demnig) ihre Handlungsmacht („Agency“) als aktive Gestalter*innen der Erinnerungskultur sehr konkret in ihrem täglichen Umfeld wahrnehmen.

Das Modul im Stadtarchiv Heilbronn bot den Referendar*innen somit eine ideale Gelegenheit, die kompetenzorientierten und nachhaltigen Lernmöglichkeiten im Archiv sehr anschaulich und unmittelbar vor Ort kennenzulernen. Entsprechend positiv fiel die Resonanz auf diese anregende Veranstaltung bei allen Teilnehmenden aus.

Link zum Heilbronner Stadtarchiv

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