Heilbronner Hefte 2025: Lehren und Lernen in der Zeitenwende
Am 27. Februar 2022 – drei Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine – gab Bundeskanzler Olaf Scholz eine Regierungserklärung ab, die als sogenannte »Zeitenwende-Rede« bekannt wurde. Seitdem ist der Begriff »Zeitenwende« ein häufig gebrauchtes politisches Schlagwort in Deutschland und wurde sogar von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 2022 erklärt. Es bezieht sich im aktuellen politischen Kontext auf eine gewandelte deutsche beziehungsweise europäische Sicherheits- und Außenpolitik. Erst zu Beginn dieses Jahres, am 31.01.2025, beschloss der Deutsche Bundestag das sogenannte »Artikelgesetz Zeitenwende«, das die Steigerung der personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr regeln soll.
Doch liest man den Begriff »Zeitenwende« in seiner ursprünglichen, allgemeineren Bedeutung als eine tiefgreifende Zäsur, als Ende einer Epoche oder gar den Beginn einer neuen Ära, so kann man durchaus auch im schulischen Kontext davon sprechen und diskutieren, wie Lehrkräfte mit aktuellen Zäsuren umgehen können. Die politische, soziale, technologische und mediale Welt wandelt sich rasant. Sie wird vom Einzelnen zunehmend als unübersichtlich, unberechenbar oder verwirrend empfunden, was nicht nur bei Jugendlichen Unsicherheiten auslöst. Einfache Lösungen scheinen gefragt zu sein. Gerade deswegen sind die Bildungsinstitutionen in der Pflicht, geeignete Konzepte zu entwickeln, um die heranwachsenden Generationen zu befähigen, kritisch und vernetzt zu denken und damit die eigene Zukunft und die der Menschheit integrierend zu gestalten. So sieht sich das Seminar in seiner Gelenkfunktion bei der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften ebenfalls in der Verantwortung, seinen Teil zur Entwicklung von Unterricht und Bildung beizutragen.
Entsprechend trägt die vorliegende Ausgabe der Heilbronner Hefte den Titel »Lehren und Lernen in der Zeitenwende«. Die Autor:innen nehmen einige der Themen in den Fokus, die derzeit in der Bildungslandschaft diskutiert werden, so etwa die Frage, wie Künstliche Intelligenz unser Leben und das schulische Lernen beeinflussen wird. Seit November 2022 ist der Chatbot ChatGPT des amerikanischen Unternehmens OpenAI in Deutschland auf dem Markt und schnell wurde klar, dass das Eindringen von generativen KI-Anwendungen in Schule, Lernen und Leistungsüberprüfung irreversibel ist, sozusagen der Beginn einer neuen Zeit. Lehrkräfte müssen sich damit auseinandersetzen und darin geschult werden, mit diesen neuen Rahmenbedingungen umzugehen.
Doch noch zahlreiche weitere aktuelle Fragen werden in den Artikeln thematisiert: Wie können Schüler:innen mit dem nötigen Rüstzeug versehen werden, um sich gegen Manipulationen durch »alternative Wahrheiten « oder Deep Fakes in den sozialen Medien zu wehren? Wie kann in Zeiten des Aufstiegs (rechts)populistischer Parteien der selbständige Gebrauch der Vernunft und verantwortliches Handeln mündiger Menschen gefördert und eine Krise der Demokratie abgewendet werden? Wie können junge Menschen differenzierte Weltbilder entwickeln, um globale Herausforderungen zukunftsorientiert zu meistern? Die Liste der Fragen wäre beliebig verlängerbar.
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