Im Februar dieses Jahres erschien der Ergebnisbericht zur Jugendstudie Baden-Württemberg 2022. Für diese repräsentative Studie waren über 2000 Neuntklässler*innen an gut 100 weiterführenden Schulen im Land zu verschiedenen Themenbereichen befragt worden, etwa zu Freizeit, Werten, Politikverständnis oder Umweltbewusstsein. Die Ergebnisse zur Bewertung der aktuellen politischen Lage und zu allgemeinen Demokratievorstellungen deuten darauf hin, dass die Mehrheit der Jugendlichen in Baden-Württemberg unabhängig von der Schulform, des Geschlechts oder anderen sozioökonomischen Merkmalen die Demokratie als Staatsform befürwortet und gegenüber Alternativen vorzieht: 52 % der Befragten bezeichnen es als absolut wichtig, in einem demokratisch regierten Land zu leben, und sie bevorzugen möglichst eine direkte Bürgerbeteiligung an der Entscheidungsfindung. Aber die Studie zeigt auch, dass viele der Befragten mit den politischen Akteuren
wenig zufrieden sind und es (insbesondere außerhalb der Schule) nur eine geringe Bereitschaft gibt, sich selbst politisch zu engagieren. Außerdem gab es bei den Jugendlichen vergleichsweise hohe Zustimmungswerte zu sogenannten »populistischen« Aussagen.
Demokratiebildung ist und bleibt daher ein zentrales schulisches Querschnittsthema. Demokratie ist nicht selbstverständlich, sondern muss immer wieder neu vermittelt und gestaltet werden. Alle schulischen Fächer haben den Auftrag, die Kinder und Jugendlichen zu selbstverantwortlichem und demokratischem Handeln in unserer Gesellschaft zu befähigen: durch Wissen über politische, historische, gesellschaftliche und wirtschaftliche
Strukturen und Entwicklungen, durch Mitbestimmung und Mitgestaltung des Umfelds auf der Basis demokratischer Werte, durch Erleben und Erfahren demokratischer Konsensfindung. Mit dem Leitfaden Demokratiebildung aus dem Jahr 2019 hat die Landesregierung die Stärkung der Demokratiebildung zur verbindlichen
Vorgabe für Schule und Unterricht gemacht.
Kein Wunder also, dass Demokratiebildung und Wertevermittlung als Aufgabe auch in der Ausbildung von Lehrkräften in den Vordergrund rückt und das Thema der aktuellen Ausgabe der Heilbronner Hefte darstellt. In den Artikeln des vorliegenden Heftes haben sich Ausbilder*innen aus neun unserer Ausbildungsfächer mit dem Thema befasst und in einem beeindruckenden Spektrum an konkreten Unterrichtsvorschlägen wie auch an grundsätzlichen (fach-)didaktischen Überlegungen aufgefächert, wie Demokratieerziehung in einzelnen Fächern umgesetzt werden kann. Hinzu kommt der Bericht über ein trinationales rotarisches Schulprojekt sowie – unter der Rubrik JUNGE AUTOR*INNEN – ein lesenswerter Artikel unserer ehemaligen Referendarin Theresa MOLL über eine experimentelle Unterrichtseinheit im Fach Bildende Kunst.